Warum Bäume keine Beine brauchen

Die Fähigkeit der Bäume Photosynthese zu treiben, also aus Wasser und CO2 Zucker herzustellen, ist einer der offensichtlichsten Unterschiede zu uns Tieren. Ein weiterer, entscheidender Unterschied liegt in der Immobilität der Pflanze. Mit anderen Worten: Pflanzen können nicht weglaufen. 
Der Grund dafür, dass Tiere weglaufen können, ist paradoxerweise derselbe: Keiner von beiden will gefressen werden. Die ersten pflanzlichen Einzeller waren ein gefundenes Fressen. Durch ihre Photosyntheseleistung waren sie vollgestopft mit energiereichem Zucker. Und diese fette Beute weckte bei unseren Vorfahren Begehrlichkeiten. 
Nun, vor dem Gefressenwerden wegschwimmen wäre eine Option, aber keine für die Vorfahren unserer Bäume! Sie bauten ihre Zellwand zur Mauer aus. Mit immer mehr Schichten aus fein versponnener Zellulose wurde die Zellwand immer stärker. 
Diese Strategie verfeinerten die Pflanzen im Laufe ihrer Evolution immer weiter: Zur Zellulose kam Hemizellulose, Pektin und Lignin. Immer ausgefeilter wurden die Baupläne der Pflanzen und so sind aus den Bäumen wahre Maurermeister geworden, die sich ganz ohne Skelett bis in über 100 m Höhe aufrichten können.
Aber jede Strategie macht auch ihre Probleme. Aus einem festen Mauerverbund können keine einzelnen Steine ausgetauscht oder repariert werden und geschädigtes Gewebe bleibt geschädigt.
Die Lösung liegt darin betroffene Bereiche einfach aufzugeben und abzuschottetn, wie bei einem leck geschlagenen Schiff. Ein eindringender Fressfeind muss sich fühlen wie Indiana Jones im Inkatempel: Falltüren, verfüllte Gänge, Sackgassen, Labyrinthe, Gift- und Klebefallen. Dem Baum steht ein ganzes Arsenal aktiver und passiver Schutzmechanismen zur Verfügung, um auf Angriffe zu reagieren. 

 

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